Einträge zum Stichwort "Pressemeldung"

Yahoo-Imitat kündet von chinesischer Invasion auf Japan

30. November 2005

Mindestens 66.000 Websurfer fallen auf den schlechten Scherz herein

Einem scheinbar unausgelasteten Programmierer waren die Krisenherde dieser Welt nicht genug. Aus welchen Gründen auch immer bastelte er eine gefälschte Yahoo-Webseite und veröffentlichte dort einen Artikel, der die Invasion chinesischer Truppen auf der japanischen Insel Okinawa ankündigte.

Auf die Geschichte mussten vor allem Japaner hereinfallen, da der Text auf Japanisch geschrieben war und auf einer Spoofing-Seite stand, die die japanische Yahoo-Webseite imitierte. Der 30-jährige Täter gab den Artikel außerdem an die Nachrichtenagentur Kyodo weiter. Die Geschichte war laut Nachrichtenagentur AP überschrieben mit ‘America, Oct. 18 Kyodo’, es folgte die Zeile: ‘Chinese Military invades Okinava’.

Der Programmierer wurde inzwischen von der Tokioter Polizei festgenommen. Außerdem beschlagnahmten die Ermittler den Computer des Täters, der gestanden hat und die Tat angeblich mittlerweile bereut. Insgesamt 66.000 Mal wurde die Seite bis zu ihrer Abschaltung am 19. Oktober besucht.

Echte Nachrichten von gefälschten Politikern

13. Juli 2005

Jakob Maria Mierscheid, MdBMeldung von tagesschau.de:

Angeblicher Parteiaustritt
Schmutziges Spiel mit Mierscheid

Wahlkampf mit allen gemeinen Tricks – eine Falschmeldung aus Berlin lässt Schlimmes für die kommenden Wochen befürchten. Am Morgen verbreiteten die Nachrichtenagenturen Reuters und DDP eine Meldung, die die SPD im Mark erschütterte. “Abgeordneter Mierscheid verlässt die SPD” hieß es da. Aus Empörung über die Arbeitsmarktreform der Sozialdemokraten habe der gelernte Schneidermeister sein Parteibuch zurückgegeben.

News-Schock für Nachrichten-Hasen
Die Nachricht elektrisierte auch die Redaktion von tagesschau.de. Schließlich ist Jakob Maria Mierscheid nicht irgendwer. Notabene seit 25 Jahren sitzt Mierscheid für die SPD im Bundestag und wurde dort aber nie gesehen. Manchen gilt der 72-Jährige deshalb als Inbegriff des Hinterbänklers, andere halten ihn schlicht für ein Phantom.

Legendär aber waren und sind seine Presseerklärungen. Erst Ende Januar hatte er seiner Fraktion mitgeteilt, er wolle ihr “noch viele Jahre erhalten” bleiben. Mit Nikotinverzicht, Sport, fischreicher Ernährung und Beta-Blockern beabsichtige er, seine Lebenserwartung um 270 Prozent zu erhöhen.

Umso überraschender kam seine vermeintliche Ankündigung, er sei aus der SPD ausgetreten und strebe eine Kandidatur für das Linksbündnis an. Die besten Analytiker auch dieser Redaktion kamen zu einer Sondersitzung zusammen und tagten seither in Permanenz. Würde die SPD nun auseinander brechen? War dies der Todesstoß für Schröder und Müntefering? Und wie würden die Börsen, wie die fiebrigen Analysten reagieren?

Einmal Sozialdemokrat, immer Sozialdemokrat
Just als die Sender erwogen, ihr Programm für Sondersendungen zu unterbrechen, kam das Dementi. Er bleibe natürlich in der SPD, erklärte Mierscheid. Der Linkspartei müsse es “dreckig gehen, wenn sie meint, sich mit Falschmeldungen und dem Missbrauch meines guten Namens Aufmerksamkeit verschaffen zu müssen”, ließ der 72-Jährige via SPD-Fraktion erklären.

Nun rätselt “tout” Berlin, wer wirklich hinter dieser perfiden “Ente” steckt. Handelt es sich tatsächlich um einen abgeschmackten PR-Gag des Linksbündnis? Oder versuchten Konservative, einen Keil in die politische Linke insgesamt zu treiben? Oder war es ein verklausulierter Hilfeschrei der letzten Linken in der SPD? Die Jagd auf die Fälscher ist eröffnet. Jakob Maria Mierscheid wird uns auf dem Laufenden halten.

Das ganze Geheimnis: Jakob Maria Mierscheid ist ein fiktiver Politiker. Er taucht zwar mit einer Biographie auf der Internetseite des Bundestags auf, existiert jedoch nicht wirklich. Wer ihn erfunden hat, ist unbekannt. Es wird vermutet, dass sich SPD-Mitarbeiter seit Jahren einen Spaß daraus machen, Erklärungen unter seinem Namen herauszugeben.

Originalmeldung auf tagesschau.de: Schmutziges Spiel mit Mierscheid

Falsche Uhrzeit liefert falsche Tatverdächtige

9. April 2005

Weil die Uhrzeiten eines Geldautomaten und einer Überwachungskamera in der Bankfiliale von einander abwichen geriet eine unschuldige Bürgerin in Braunschweig in die laufende Fahndung der Polizei.

Die Braunschweiger Zeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom 8. April über folgenden Fall:

Im Zusammenhang mit dem Diebstahl einer Kredit-Karte ermittelten Polizeibeamte in der Filiale einer braunschweiger Bank. Dort sollen Täter versucht haben, mit einer gestohlenen Visa-Karte Geld abzuheben. Die Visa-Zentrale übermittelte aus Ihren Logfiles auf Anfrage den vermeintlichen Tatzeitpunkt an die Polizei. Die Beamten forderten nun für den genannten Zeitpunkt die Bilder der Überwachungskamera von der betroffenen Bankfiliale an. Anschließend wurden Bilder in der lokalen Tagespresse als Fahndungsfotos veröffentlicht.

Was keiner der Beteiligten zu diesem Zeitpunkt beachtet hatte: Die Zeiten aus dem Logfile der Visa-Zentrale und der Überwachungskamera in der Bankfiliale waren nicht miteinander abgeglichen. Eine oder sogar beide Uhren gingen falsch.

So kam es, dass eine unschuldige Bürgerin in die Mühlen der Strafverfolgung geriet. Nicht nur, dass ihr Foto mit der Tatbeschreibung in der Zeitung erschien und sie von Ihrem Arbeitgeber und zahlreichen Bekannten daraufhin angesprochen wurde. Am Tag nach Ihrer freiwilligen Meldung bei der Polizei wurde sie zu Hause im Beisein Ihrer Angehörigen von der Polizei verhaftet. Für die Betroffene ein schwerer Schock!

Auch nachdem der Irrtum aufgeklärt und die wirklichen Täter inzwischen gefasst wurden, bleibt für das falsche Opfer ein bitterer Nachgeschmack. Was mögen Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen nun von ihr denken, der Ruf ist nachhaltig beschädigt.

Für die Ursache der Verwechslung fühle sich hingegen bislang niemand verantwortlich. Zwar habe sich die ermittelnde Polizeidienststelle bei der Betroffenen entschuldigt, jedoch wiesen sowohl Bank, Visa-Geschäftsstelle als auch die Ermittlungsbehörden jede Schuld von sich. Eine simple Informationspanne?
Mit solchen Geschehnissen wird man in Zukunft sicher öfter rechnen müssen, je mehr das Alltagsleben durch Überwachungsmaßnahmen im Zusammenhang mit automatischen Informationsverarbeitungsprozessen durchsetzt wird…

Gefälschte Firmensprecher verbreiten Pressemeldungen

7. Dezember 2004

BBC: Dow Chemical FakeEchtes Gift und falsche Firmensprecher

Kein schöner Jahrestag: Vor 20 Jahren flog im indischen Bhopal eine Chemiefabrik des US-Unternehmens Union Carbide in die Luft – Zehntausende starben, Hunderttausende sind bis heute geschädigt. Die BBC meldete, Dow Chemical, die 2001 Union Carbide kauften, wollten nun endlich für das Desaster gerade stehen. Doch dann stellte sich heraus, dass der live interviewte Firmensprecher ein “Yes Man” war.

[...]

Vollständiger Artikel auf Telepolis unter http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18956/1.html
Hompage der Yes Men: http://www.yesmen.com/

Und in China fällt ein Sack Reis um

4. August 2004

breaking NewsHier ein wunderschönes Beispiel für die Verpackung einer Nachricht in ein gefälschtes Medium. Die belanglose Allerweltsnachricht “In China fällt ein Sack Reis um”, wird als Top-Meldung bei CNN-News stilisiert. (Klick auf das Bild zeigt vergrößerte Ansicht.)

Was auf den ersten Blick in der Gewohnheit des Betrachters seinen Stellenwert einnimmt, wird erst auf den zweiten Blick als sinnlose Botschaft entlarvt.
Das Medium führt sich selbst ad adsurdum!